Was ist mir wirklich wichtig?
Ich erzähle Ihnen, wie ich auf das Predigtthema gekommen bin:
Es war abends, 19 Uhr, ich wollte mich noch bewegen, noch eine Runde rausgehen, eine kleine Runde durch Weinberge und Wald. Schon bald störte meine Kontaktlinse im linken Auge, ein starkes Fremkörpergefühl. Nach einem kurzen Feldweg war ich gerade auf der Asphaltstraße angekommen, da rieb ich – ohne zu denken – mein linkes Auge. Plötzlich spürte ich, wie die Kontaktlinse das Auge verließ und sah aus dem Augenwinkel, wie sie zu Boden segelte. – – – „Oh Jesus, hilf!“ – war mein erster spontaner Gedanke. Ich blieb sofort stehen, zog meinen rechten Schuh aus, um meine aktuelle Steh-Position zu markieren und begab mich auf den Boden. Dort bewegte ich mich dann in allen Variationen: hockend, sitzend, kriechend, immer mit den Augen und den Händen die Asphaltoberfläche entlang tastend. Währenddessen war ich ständig am Beten. In der Zwischenzeit kamen drei Autos vorbei. Zwei Fahrer hielten an und fragten mich, ob sie mir helfen könnten. Es war mir doch etwas peinlich, von dort unten, vom Asphalt aus ihnen zu sagen: „Nein danke, ich suche nur meine Kontaktlinse.“ Meine Verzweiflung ließ mich weiter beten, hoffen und suchen, denn eine neue Kontaktlinse würde mich 500 € kosten. Meine große Sorge war: Wenn sie nach links, neben der Straße ins Gras gefallen wäre, würde ich sie ziemlich sicher nicht finden; ich hatte nur eine Chance, wenn sie auf die Strafe gefallen war…. Nun, meine Ausdauer wurde belohnt, ich fand sie. Als ich dann auf die Uhr schaute, war ich erstaunt: 20 Minuten lang hatte ich durchgehalten und die Hoffnung nicht aufgegeben.
Sie können Sich sicher vorstellen, dass ich sehr dankbar war. Ja, ich empfand es als Wunder, dass ich diese Kontaktlinse wieder gefunden hatte.
Die Menschen, die mich kennen, wissen um die eine Frage, die ich Gott in jeder unangenehmen Situationen stelle. Diese Frage stellte ich auch hier, gleich, als ich dann weiter ging:
„Gott, wozu hast Du dieses Malheur zugelassen? Was hast Du damit bezweckt? Was hast Du für mich hier vorbereitet, das ich lernen darf?“…
Ziemlich sofort bekam ich einen Gedanken, der so klar war, dass er nur von Gott sein konnte:
»Ausdauer! Heidi, hier hast du gesehen, zu welch guten Ergebnissen Ausdauer führen kann.« Im weiteren Verlauf des Wanderns kam mir noch der Satz: „Das Dranbleiben an Sachen, die einem wirklich wichtig sind, ist wichtig.“
Bezug auf die Lesung
Bei solchen Dingen, die mich tiefer berühren, interessiert es mich immer, ob Gott in der ‚Gebrauchsanweisung zum Leben‘ – in der Bibel – auch etwas zu diesem Thema gesagt hat. – und so fragte ich Gott: Hast Du eine Meinung zum Thema ‚Ausdauer‘?
Mir fielen sofort zwei Gleichnisse aus der Bibel ein. Das eine haben wir eben in der Lesung gehört: „Der bittende Freund“. Dieses Gleichnis steht unter der Kapitelüberschrift „Jesus lehrt Seine Jünger beten“, direkt nach dem ‚Vaterunser‘, wo die Jünger Jesus fragen: „Herr, lehre uns beten!“.
- Vorstellen: Zuerst fragen die Jünger Ihren Herrn „Wie sollen wir beten?“
Dann – Jesus – zum Inhalt
Dann – Jesus – ein Gleichnis – wie man beten soll. - In diesem Gleichnis steht der schlafende Freund für Gott. Er nimmt sich dem anklopfenden Menschen an, weil dieser intensiv und mit viel Vertrauen um Hilfe bittet.
- Damit möchte uns Gott ermutigen, kühn, freimütig zu Ihm zu kommen, Ihn zu bitten. Und ruhig auch penetrant, beharrlich. Ich verwende manchmal den Ausdruck: „Ich trete Gott immer wieder auf die Füße“ mit einem bestimmten Anliegen.
„Der ungerechte Richter“ Lukas 18,1-8
In der Bibel findet sich noch ein ähnliches Gleichnis, das – wie ich finde – noch krasser ist und damit die Sache noch besser auf den Punkt bringt. Ich lese es vor:
»Er erzählte ihnen aber ein Gleichnis, um ihnen zu sagen, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
In einer Stadt gab es einen Richter, der Gott nicht fürchtete und keinen Menschen scheute. Und in dieser Stadt gab es auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaffe mir Recht gegenüber meinem Gegner!
Eine Zeit lang wollte er nicht. Danach aber sagte er sich: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und keinen Menschen scheue – dieser Witwe will ich, weil sie mir lästig ist, Recht verschaffen, damit sie am Ende nicht noch kommt und mich ins Gesicht schlägt.
Und der Herr sprach: Hört, was der ungerechte Richter da sagt! Sollte nun Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht Recht verschaffen, und sollte er ihre Sache aufschieben? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht verschaffen, und zwar unverzüglich.
Bloss – wird der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben antreffen auf Erden?«
Wenn selbst der gottlose Richter auf ständige Bitten antwortet, wie viel mehr wird dann ein großer und liebender Gott auf uns eingehen! Weil wir wissen, dass Gott uns liebt, können wir glauben, dass Er unseren Hilferuf hört und erhört.
Weitere Bibelstellen
Es gibt noch drei schöne Bibelstellen zur Beharrlichkeit, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
»Freut euch, weil ihr Hoffnung habt, bleibt standhaft in Bedrängnis, seid andauernd im Gebet!«
Röm 12,12 (NeÜ)
»Seid beharrlich im Gebet, wachen Sinnes und voller Dankbarkeit!« Kol 4,2
» Betet ohne Unterlass!« 1 Thess 5,17
» Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen.« Eph 6,18
Warum will Gott, dass wir beharrlich, ausdauernd zu Ihm beten?
Beständig zu beten und nicht aufzugeben bedeutet nicht, sich endlos zu wiederholen oder das Beten mühsam in die Länge zu ziehen. Ständiges Gebet bedeutet, dass wir unsere Anliegen kontinuierlich vor Gott bringen, während wir Tag für Tag mit Seiner Liebe leben und glauben, dass Er unsere Gebete erhören wird. Wenn wir im Glauben leben, dürfen wir nicht aufgeben. Vielleicht zögert Gott Seine Antwort hinaus, aber Seine Verzögerungen haben immer gute Gründe. Wenn wir ausdauernd beten, wachsen wir im Charakter, im Glauben und in der Hoffnung.
Beharrlichkeit – oder Kühnheit – im Gebet überwindet unsere eigene Gleichmütigkeit. Wir tun es nicht für Gott. Beharrlichkeit im Gebet zu üben trägt mehr dazu bei, unser Herz und unsere Gedanken zu verändern als Seine. Damit wird unsere Bindung zu Gott gestärkt. Stellen Sie sich vor, wie Kinder quengeln können, wenn sie was von ihrem Papa wollen. Wenn das Kind dann das Gewünschte von Papa bekommt, ist auf jeden Fall die Beziehung zwischen Vater und Kind mit mehr Vertrauen gestärkt.
Ein weiterer Punkt ist: Ich kann mir dadurch klar machen „Was ist mir wirklich wichtig?“ Gott ermutigt uns, die Dinge, die uns wirklich wichtig sind, zu übertragen in beharrliches, ausdauerndes Gebet.
Wenn wir diese Gebete dann nicht stumpf vor uns hin sprechen, sondern wach und aufmerksam, also mit dem ganzen Herzen dabei sind, dann werden wir mit der Zeit von eventuellen unreinen Neben-Anteilen des Anliegens befreit. D.h. Gott arbeitet dadurch an unserm Charakter.
Zusammenfassung
- Die Zusammenfassung lautet in einem Satz:
„Das Dranbleiben an Sachen, die einem wirklich wichtig sind, ist wichtig.“
Herr Jesus, wir geben Dir alle Ehre. Amen.